Perchten-Lauf in Salzburg, wilde Raunächte

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Der Wilde Geist Salzburgs zur Winterszeit

Wenn es ein Ereignis gibt, das den wilden, uralten Geist alpiner Traditionen perfekt einfängt, dann ist es der Perchten-Lauf in Salzburg. Dieses einzigartige Spektakel verwandelt die malerischen Straßen Salzburgs jeden Winter in ein Theater voller ursprünglicher Energie und bezaubernder Folklore.

Die Tradition des Perchten-Laufs

Der Perchten-Lauf hat seine Wurzeln in heidnischen Traditionen, die das Ende des Winters und die Ankunft längerer Tage feiern. Der Name „Perchten“ stammt von „Perchta,“ einer Göttin aus der germanischen Mythologie, die mit der wilden Jagd, einer gespenstischen Prozession durch den Himmel, in Verbindung gebracht wird. In den Alpenregionen wird Perchta oft als zwiespältige Figur dargestellt: Einerseits ist sie eine schöne, freundliche Frau, die Geschenke verteilt, andererseits eine furchterregende alte Hexe, die Unglück bringt, wenn sie nicht gebührend geehrt wird.

Die Geschichte der Schiach- und Schön-Perchten

Jedes Jahr ziehen die Einheimischen aufwendige, handgeschnitzte Masken und furchterregende Kostüme an und verwandeln sich in Perchten und Krampusse. Die Perchten werden in zwei Gruppen unterteilt: die “Schön-Perchten” (schöne Perchten), die Licht und Güte repräsentieren. Die anderen sind die “Schiach-Perchten” (hässliche Perchten), die Chaos und Dunkelheit symbolisieren. Ihr Erscheinen beim Perchten-Lauf wird durch furchterregende Masken, spitze, lange Hörner und Glocken markiert. Wenn sie sich laut stampfend nähern, entsteht eine Atmosphäre, die sowohl aufregend als auch unheimlich ist.

Die Schön-Perchten und Schiach-Perchten

Schön-Perchten sind wunderschön gestaltete Wesen, oft mit aufwendigen Kopfbedeckungen und prächtigen Kostümen. Sie repräsentieren das Licht und die guten Geister. Sie sollen Glück, Segen und Fruchtbarkeit bringen und sind oft in hellere Farben gekleidet, um ihre positive Ausstrahlung zu betonen.

zwei Schön-Perchten Hexen
Schön-Perchten, Hexen

Schiach-Perchten hingegen sind absichtlich furchterregend und hässlich gestaltet, um die dunklen und bösen Geister zu vertreiben. Mit ihren grausamen Masken, zotteligen Haaren und lauten Glocken wollen sie Angst einflößen und das Chaos symbolisieren. Ihr Auftritt ist laut und bedrohlich, um die bösen Geister des Winters zu vertreiben und Platz für das Gute zu schaffen.

Schau dir hier die wilden Gesellen in diesem Short Video an.

Rauhnächte im SalzburgerLand, Brauchtum

Die Rauhnächte (oder auch Raunächte geschrieben) sind eine besondere Zeit im Alpenraum. Traditionell werden zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag gefeiert. Diese zwölf Nächte gelten als mystische Zeit, in der die Grenze zwischen der menschlichen Welt und der Geisterwelt besonders durchlässig ist. Es gibt viele Bräuche und Rituale, die in dieser Zeit gepflegt werden, um Schutz und Segen für das kommende Jahr zu erbitten.

Menschen-Ansammlung vor dem Salzburger Dom
der Perchten-Lauf ist eine Attraktion für Einheimische und Touristen

Typische Bräuche in den Raunächten im SalzburgerLand umfassen das Räuchern der Häuser mit Kräutern und Harzen, um böse Geister zu vertreiben und das Haus zu segnen. Auch das Orakeln, um einen Blick in die Zukunft zu werfen, ist in dieser Zeit weit verbreitet. Die Perchtenläufe sind ein integraler Bestandteil dieser mystischen Nächte, wobei die Schiach-Perchten besonders aktiv sind, um die bösen Wintergeister endgültig zu vertreiben.

Die Raunächte beginnen traditionell am 20./21. Dezember in der Thomasnacht und dauern bis zum 6. Januar. Diese Zeit wird auch als die Zwischenzeit oder die „Zwölf Weihnachtstage“ bezeichnet.

Die Perchtenläufe finden in verschiedenen Regionen Österreichs statt, insbesondere in den Alpenregionen. Die bekanntesten Perchtenläufe sind in Salzburg, Tirol, Kärnten und Steiermark. Diese Läufe beginnen typischerweise bereits am Wochenende vor Weihnachten und dauern bis Dreikönig.

mehrere Perchten auf einer Bühne
Perchten-Tanz vor dem Salzburger Dom

Die moderne Feier

Heute ist der Perchten-Lauf nicht nur eine Bewahrung alter Bräuche, sondern auch ein lebendiger Ausdruck von Gemeinschaft und kultureller Identität. Familien geben die Tradition von Generation zu Generation weiter, und Kunsthandwerker fertigen die aufwendigen Masken an, von denen jede ein Kunstwerk ist, das eine Geschichte erzählt.

Warum du es erleben solltest

Den Perchten-Lauf in Salzburg zu erleben, ist wie in ein lebendiges Stück Geschichte einzutauchen. Es ist ein Ereignis, bei dem Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallen und einzigartige Einblicke in das reiche Geflecht der österreichischen Kultur bieten. Egal ob du ein Liebhaber von Folklore, ein Freund des Makabren oder einfach auf der Suche nach einem unvergesslichen Erlebnis bist, der Perchten-Lauf verspricht, dich in seinen Bann zu ziehen.

Wenn du also im Winter in Salzburg bist, zieh dich warm an, trotze der Kälte und lass dich vom Perchten-Lauf in Staunen und ein bisschen ins Fürchten versetzen. Es ist eine Feier, die den ungezähmten Geist der Alpen verkörpert und die du für immer in Erinnerung behalten wirst. Ich war jedenfalls von der Magie der Perchten fasziniert.

eine Frau fotografiert die furchterregende Maske einer Schiach-Perchte
die Masken der Perchten sind tolle Foto-Motive

Perchten kann man auch im bayrischen Raum und in Slowenien im Winter begegnen.

Text, Fotos und Video „Perchten-Lauf Salzburg, Geschichte u. Brauchtum“ copyright by Sissi Munz

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