Ökotourismus in Transsilvanien, Gästehäuser Tipp

19:00 | | No Comment

Verborgene Naturschönheiten Rumäniens, Unterkünfte mit Charme und authentische Lebensart zum Genießen

Die Naturschönheiten sind ein wesentliches Merkmal von Transsilvanien (Siebenbürgen), dem Gebiet südöstlich der Karpaten. Die reizvolle, wasserreiche Landschaft ist durchzogen von grünen Wäldern (Buchen, Eschen, Hainbuchen), Bergen, Tälern, fischreichen kleinen Seen und weiten landwirtschaftlichen Flächen. Langsam beginnt sich Rumänien als Reiseziel zu entwickeln, besonders für den Ökotourismus in Siebenbürgen. Davon konnte ich mich auf einer Pressereise* durch unbekannte, versteckte Regionen und Dörfer überzeugen.

Ökotourismus in Rumänien – Transsilvanien (Siebenbürgen)

Im Einklang mit der Natur bewirtschaften die Menschen das Land. Seit vielen Generationen treiben halbnomadisch lebende Hirten ihre Herden durch die Weiten des Landes zu den besten Weideplätzen. Immer auf der Hut vor Bären und Wölfen, die die Wälder und Landschaften durchstreifen. Für Rumänien sind die Schafe von großer wirtschaftlicher Bedeutung – schließlich gehört das Land zu den größten Schafzüchtern Europas.

Schafherde, Ökotourismus in Transsilvanien
Schafzucht ist der wichtigste Erwerbszweig in Transsilvanien

Statt moderner Traktoren fahren alte, klapprige Pferdefuhrwerke durch die Dörfer. Die Landbevölkerung ist arm. Oft wird noch mit Pferden gepflügt und vieles muss von Hand gemacht werden. Die Zeit scheint in vielen Dingen stehen geblieben zu sein, aber gerade das verleiht dem Land eine unglaubliche Ruhe und sein größter Schatz ist die Natur und ihre Schönheit!

Wie kann man Ökotourismus in Transsilvanien erleben?

Es gibt einen großen Reichtum an Wildtieren wie den Karpatenbraunbären, Wölfe, Hirsche, Wildschweine, Hasen sowie Adler, Störche, Fasane und verschiedene Vogelarten. Die üppigen Wiesen zeigen eine unglaubliche Vielfalt an Blumen, Wildkräutern und wilden Orchideen. Sie sind Lebensraum für verschiedene Schmetterlingsarten, Bienen und Insekten, wie man sie bei uns nicht mehr kennt. Ein wahres Paradies für Naturliebhaber und Tierbeobachter!

Die Aktivitäten für Touristen sind vielfältig: Wandern, Radfahren, Reiten, Bergsteigen, Wildtiere und Vögel beobachten, Natur fotografieren, traditionelle Dorfkultur und Handwerk kennen lernen, entspannen und abschalten oder einfach nur die Seele baumeln lassen.

Heumandln auf Wiese, Ökotourismus in Transsilvanien Rumänien

Ökotourismus Gästehäuser, authentisch und charmant

Auf meiner spannenden Reise durch Siebenbürgen habe ich eine Reihe von privaten Öko-Gästehäusern und -höfen besucht. Sieben ausgewählte Objekte zum Übernachten und Genießen möchte ich hier vorstellen. Jedes für sich einzigartig, aber alle verbunden mit dem Gedanken der Bewahrung und Wertschätzung der Natur, der traditionellen Lebensweise und der Gastfreundschaft. Allesamt Wohlfühlorte mit besonderem und ganz eigenem Flair!

Das Prince of Wales Haus in Deutsch-Weisskirch (Viscri)

Das kleine Dorf Deutsch-Weisskirch (Viscri) mit seinen alten, bunt gestrichenen Häusern entlang der Dorfstraße wirkt verlassen. Es wurde Ende des 12. Jahrhunderts von den Sachsen gegründet. Nach 800 Jahren, am Ende der kommunistischen Zeit, wanderten die meisten Einwohner aus und ließen ihre Häuser zurück.

Ein paar alte Leute sitzen vor ihrem Haus. Für sie ist es kein Wunder, dass die Touristen kommen, manchmal sogar in Scharen! Denn das Dorf ist nicht nur UNESCO-Weltkulturerbe, es hat auch eine „königliche Sehenswürdigkeit“! Kein Geringerer als der britische König King Charles verliebte sich in Viscri und beschloss, diese siebenbürgischen Häuser zu restaurieren, um sie als einzigartiges Kulturgut zu erhalten und die Natur zu schützen. Zu diesem Zweck gründete er die Foundation Mihai Eminescu Trust, die sich um den Erhalt der historischen Architektur bemüht und die Bewohner bei der Pflege ihres traditionellen Handwerks und der ökologischen Landwirtschaft unterstützt.

Das blaue Haus in der Dorfstraße Nr. 163 stammt aus dem Jahr 1258 und wurde von Prinz Karl von einheimischen Handwerkern originalgetreu restauriert. Es wird für Seminare vermietet. Weitere restaurierte Häuser stehen als Gästehäuser für Touristen zur Verfügung.

ein Pferd unter einem Baum vor blauem Haus
Das geheime Haus von König Charles

Haus Agora in Michelsberg (Cisnădioara)

Im sächsischen Dorf Michelsberg (Cisnădioara) aus dem 9. Jahrhundert steht das idyllisch gelegene Haus derFamilie Tobler Casa Agora. Es gehört der evangelischen Kirchengemeinde und ist der Familie anvertraut. Ihr Anliegen ist es, das Schöne aus den Wurzeln einer lebendigen regionalen Tradition zu fördern. Das findet sich in jedem Detail des Gästehauses wieder, in der Verwendung natürlicher Materialien, mit denen die Zimmer liebevoll und geschmackvoll eingerichtet sind.

Casa Kraus in Deutsch-Kreuz (Criț)

In der Nähe der Ortschaft Rupea liegt das sächsische Dorf Deutsch-Kreuz (Criț) mit dem Gästehaus Casa Krausdes Unternehmers Michael Schmidt. Mit der von ihm gegründeten Stiftung engagiert er sich für den Erhalt der Dorfkirche und setzt sich für die Bewahrung sächsischer Volkskultur ein. In seinem authentisch und stilvoll eingerichteten Gästehaus stehen acht Zimmer für Touristen zur Verfügung. Die hauseigene Küche verwöhnt die Gäste mit kulinarischen Spezialitäten von Kleinproduzenten aus der Umgebung. Er hat auch ein soziales Projekt für die ärmsten Kinder des Dorfes. Mit seiner Stiftung bietet er Roma-Kindern die Möglichkeit, einen Nachmittag pro Woche in seinem Haus spielerisch unterrichtet zu werden und eine warme Mahlzeit zu erhalten.

Übernachten in Berghütten (Tara Colibelor)

Ursprünglich waren die Familien immer Schafzüchter. In den letzten Jahren sind viele junge Menschen aus der Region Rau Sadalui abgewandert. Somit gibt es niemanden mehr, der die Hügellandschaft pflegt und bewirtschaftet. Ein Umdenken der Bevölkerung ist daher notwendig, um neue Einkommensquellen zu erschließen. Mit einem Hüttenprojekt Tara Colibelor versucht die Gemeinde nun, die Almen zu revitalisieren. Rund 30 Almhütten stehen noch an den Hängen. Einige werden zu Unterkünften für Touristen umgebaut und Wanderwege markiert, erzählt uns der Bürgermeister von Rau Sadului, Daniel Minea. Er lädt uns in sein Haus ein, wo er eine kleine Pension mit familiären Gästezimmern betreibt.

Ein Mittagessen mit regionalen Spezialitäten wie dem „Bulz“ (mit Käse gefüllte Maisknödel, die über offener Holzkohlenglut gebraten werden) kann man als Gast bei einer Familie der Dorfgemeinschaft genießen und die typische Gastfreundschaft erleben.

Zabola Estate, in Covasna

Eine andere Art von Ökotourismus in Transsilvanien finden wir auf dem Landgut Zabola Estate. Es gehört der Adelsfamilie Mikes. Sie wurde 1949 vom kommunistischen Regime aus ihren Ländereien vertrieben und die Schlösser beschlagnahmt. So erklärt es uns der Besitzer Gregor Roy Chowdhury, der charmant und bescheiden lieber mit seinem Namen als mit „Graf“ angesprochen werden möchte. Im Jahr 2005 erhielt die Familie das Anwesen nach einem langen Restitutionsprozess zurück. Er selbst wuchs die ersten 20 Jahre seines Lebens in Graz auf, studierte in London und ging dann nach Siebenbürgen, wo er mit seinem Bruder den Betrieb übernahm. Sie begannen, dem Ort eine neue, magisch schöne Identität zu geben.

Manor House in grünem Park

Der englische Park mit seinen Teichen lädt zum Verweilen und Spazieren ein. Ein wenig verträumt und nostalgisch wird es, wenn aus dem Schloss leise Melodien aus den 20er Jahren erklingen. Für Gäste und Touristen stehen Zimmer in den Gästehäusern zur Verfügung. Diese sind individuell gestaltet, jedes hat sein eigenes, besonderes Flair. Man speist in stilvollem Ambiente.

Das Landgut Zabola bietet seinen Besuchern und Gästen auch Naturerlebnisse. So stehen Pferde aus dem eigenen Stall für Ausritte und Wanderritte zur Verfügung.

Besondere Begeisterung erweckte die Bärenbeobachtung – dazu mein kurzes YouTube Video.

Mit einem Rancher gelangt man in den dichten Wald der Umgebung. Von einer Hütte oder einem geschützten Beobachtungsgraben aus lassen sich die Karpatenbraunbären in ihrem freien Lebensraum gut beobachten.

Es ist aufregend, ganz still in der Hütte zu sitzen, denn die Bären hören und riechen alles. Sie kamen mit ihren Jungen ganz nah.

Wir sind längst im Entschleunigungsmodus angekommen und so geht es mit reduziertem Tempo weiter. Mit einer nostalgischen Schmalspurbahn (sie wird seit 2001 von einer Privatinitiative betrieben) geht es gemütlich von Holzmengen (Hosman) nach Harbachsdorf (Cornatel). Die Waggons stammen noch aus der österreichisch-ungarischen Monarchie. Von der Strecke sind ca. 8 km nach EU-Norm befahrbar. Ein gemütlicher Ausflug, der auch von Einheimischen mit ihren Kindern gerne unternommen wird. Die Bahnstrecke führt durch ein wunderschönes Naturschutzgebiet. Aus den teilweise offenen Waggons kann man weidende Schafe, Störche und Vögel beobachten.

Von der Endstation fahren wir mit dem Auto weiter in eine abgelegene Gegend, wo wir einen interessanten Öko-Reiterhof besuchen.

Reiterhof Villa Abbatis

Der Besitzer des Reiterhofes Villa Abbatis in der Gemeinde Apos stammt aus der Umgebung. Nach Jahren im Ausland hat er ein altes Bauernhaus mit Stallungen zu einem Biohof umgebaut. Seine Spezialität sind Pferde, ausgebildete Lipizzaner und Sportpferde. Als Experte ist er Berater des britischen König Charles. Für Touristen und Gäste bietet er 4- bis 6-tägige Reittouren, Kutschenfahrten, geführte Wanderungen und Vogelbeobachtungen zu Pferd an.

Ab Herbst 2022 werden im Guesthouse 4 Gästezimmer mit Bad für Touristen zur Verfügung stehen. Das Gebäude wird der lokalen Architektur angepasst und mit nachhaltigen Materialien errichtet. Die handgefertigten Lehmziegel stellt er selbst auf traditionelle Weise in seiner eigenen Ziegelei her, um seinem Anspruch an Authentizität, Sanierung und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. In seinem Betrieb beschäftigt er Roma aus dem kleinen Dorf und führt soziale Projekte zur Unterstützung der Dorfbewohner durch.

Glamping in den Hügeln von Sibiel

Auch die Unternehmerin Anca Munteanu hat sich mit dem PortalGreen inmitten der wunderschönen Hügellandschaft von Sibiel einen Traum erfüllt. Sie teilt ihn mit ihren Gästen, die eine Kombination aus Glamping im nachhaltigen Stil und Luxus schätzen: insgesamt 8 designorientierte Gästebungalows in einem Resort, in dessen Zentrum sich ein Restaurant mit moderner regionaler Küche befindet. Entspannung und Genuss in ruhiger Atmosphäre! – Was gibt es Schöneres, als morgens im Bett aufzuwachen und durch ein riesiges Fenster in eine grüne, unberührte Welt zu blicken!

Diversität der Volkskultur

Last but not least möchte ich den Besuch des größten Freilichtmuseums Europas Astra Museum mit dem „Pfad der ethnischen Minderheiten“ empfehlen. Hier kann man auf eindrucksvolle Weise die Vielfalt und traditionelle Volkskultur des Landes im Einklang mit der Natur kennen lernen. (Anfahrt vom Bahnhof Hermannstadt mit der Buslinie 13). Das Freilichtmuseum liegt in einem schönen, weitläufigen Landschaftspark. Es ist ein Erlebnis- und Ausflugstipp für die ganze Familie in Transsilvanien.

Transsilvanian Brunch – eat local!

Eine besonders originelle Idee unter dem Motto „Eat Local“ ist ein „Transsylvanian Brunch“, den man bei einem Ausflug mit Picknick in der schönen Natur erleben kann. Organisiert wird er von der kleinen NGO MyTransylvania (die auch ein Food Festival veranstaltet), die damit Landfrauen bei der Bewahrung und Weitergabe traditioneller Rezepte und Produkte unterstützt. Brunch-Time ist immer sonntags, auch für Touristen – ein Slow Food Genuss!

Mein Fazit dieser spannenden „grünen Reise“ durch Siebenbürgen: Der rumänische Staat und viele private Unternehmer sowie gemeinnützige Initiativen haben erkannt, dass die Erhaltung der Natur eine wesentliche Ressource für die weitere Entwicklung des Ökotourismus im Land darstellt. Dies wird für naturverbundene Touristen aus dem In- und Ausland immer interessanter, wie auch die Ökotourismus-Konferenz „The Future of Ecotourism“ am 21. Juni 2022 (organisiert von Advantage Austria Romania) in Covasna mit Experten aus Österreich und Rumänien zeigte. Zahlreiche Projekte orientieren sich bereits am Öko-Zertifizierungssystem „Certified Eco Romania„.

Extra-Tipps: entdecke auch die wilde Schönheit der Karpaten für einen Urlaub und begib dich auf den Spuren von Vlad Dracul zum Dracula Schloss Bran.

Anreise nach Transsilvanien (Siebenbürgen)

Am einfachsten ist die Anreise mit dem Flugzeug. Direktverbindungen gibt es mit Austrian Airlines von Wien nach Sibiu oder Bukarest sowie mit Ryanair nach Sibiu. Mit dem Auto hat man natürlich die Möglichkeit, verschiedene Ökotourismus-Orte zu besuchen und in die teilweise recht abgelegenen Dörfer zu gelangen.

Text und Fotos „Siebenbürgen Rumänien, Ökotourismus in Transsilvanien“ copyright by Sissi Munz

*Die informative Pressereise „Ökotourismus in Transsilvanien“ erfolgte dankenswerterweise auf Einladung der Rumänischen Botschaft Wien, des Rumänischen Ministeriums für Tourismus und Wirtschaftsstandort, der Kreisstadt Sibiu, mit Unterstützung der Österreichischen Botschaft in Bucharest.

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