Geheimnisvolles Batschkovo Kloster und Kulturschätze

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Die Fresken des bulgarisch-orthodoxen Nationalheiligtums und die Rettung der Juden in der NS-Zeit

Meine Reise in den Süden Bulgariens führt mich zu einem bulgarischen Nationalheiligtum. Es ist das orthodoxe Kloster Batschkovo im Rhodopengebirge. Der spirituelle Ort ist für die Bulgaren von großer Bedeutung. Trotzdem steht das Kloster allen Besuchern offen. So durfte auch ich als Ausländerin und Nicht-Orthodoxe das Kloster besichtigen. Ein beeindruckendes Erlebnis erwartete mich.

Eingang zum Batschkovo Kloste, Bulgarien
Eingang zum Kloster

Ich betrat einen Ort des Mysteriums und der tiefen religiösen Verehrung. Es war ein Eintauchen in Jahrhunderte orthodoxen Mönchtums mit einer langen Geschichte. Riten und Traditionen, die meiner katholisch geprägten Glaubenswelt fremd waren, hatten eine magische Ausstrahlung. So fühlte ich mich schnell in eine andere, mystische und geheimnisvolle Welt versetzt. Doch wie ist dieser heilige Ort Batschkovo entstanden? Dazu gibt es Wissenswertes über die

Batschkovo Kloster Geschichte

Das Kloster wurde 1083 von Philippopolis Gregor Pakourianos , dem byzantinischen Befehlshaber der Region, und seinem Bruder Abas gegründet. Gregor Pakourianos hatte vom byzantinischen Kaiser für seine Verdienste Land erhalten. Auf diesem Land ließ er das Kloster errichten. Es ist der Mutter Gottes geweiht. Das Kloster trägt daher den Namen „Mariä Himmelfahrt“. Im Kloster wurden junge Menschen zu Mönchen und Lehrern ausgebildet. Die Geschichte des Klosters Batschkovo war wechselvoll. Bis ins 12. Jahrhundert wurden nach dem Willen des Stifters vorwiegend georgische Mönche aufgenommen. Für etwa zwei Jahrhunderte blieb der Einfluss der georgischen Kultur und Tradition erhalten. In der Zeit des Zweiten Bulgarischen Reiches entwickelte sich die Stadt zu einem der wichtigsten geistigen Zentren des Landes. Dies blieb auch während der 500-jährigen Türkenherrschaft so.

Batschkovo Kloster Bulgarien im byzantinischen Stil

Im folgenden Teil gebe ich einen Einblick in die wunderbaren Kulturschätze des Batschkowo-Klosters, einer einzigartigen Sehenswürdigkeit, die nur wenige Besucher kennen.

Kulturschätze des Batschkovo Klosters

Im Kloster befindet sich ein kleines Museum. Es beherbergt eine reiche Sammlung von Ikonen, kirchlichen Gegenständen und Büchern. Zu sehen sind auch ein Sultansferman aus dem Jahr 1452 und ein ganz besonderes Schwert. Der Legende nach hat Kaiser Friedrich Barbarossa diese Waffe auf seinem Kreuzzug zurückgelassen.

Wie haben die Mönche früher gelebt?

Einen Einblick erhält man beim Betreten des 1601 erbauten und original erhaltenen Nordhofflügels. Er beherbergt die Klosterküche mit Herd und Geschirr. Außerdem das Refektorium, der Speisesaal der Mönche mit einem langen Steintisch.

Alle Wände des Refektoriums sind mit historischen Fresken geschmückt.

historische christliche Wand-Fresken
christliche Wandfresken im Refektorium Batschkovo Kloster Bulgarien

In der Mitte des Raumes steht eine lange Tafel. Hier nahmen die Mönche ihre Mahlzeiten ein.

prachtvolle Fresken mit christlichen Symbolen auf schwarzem Hintergrund
Kloster Batschkovo Kulturschätze mit den schönsten Fresken Bulgariens

An den Außenwänden des Obergeschosses sind Szenen aus der Geschichte des Klosters dargestellt.

Bevor ich die Kirche betrete, zünde ich erst einmal eine der gelben, langstiligen Wachskerzen zum Gedenken an. Dann reihe ich mich unauffällig in eine kleine Gruppe bulgarischer Gläubiger ein und folge ihnen gespannt und ehrfürchtig ins Innere.

Langsam und voller Demut nähern wir uns dem Heiligtum. Ich bin überwältigt von der Schönheit und Farbenpracht dieses Ortes. Das mystische Licht der schweren Kandelaber und des Kerzenscheins fällt auf die goldglänzenden Ikonen.

orthodoxe Kirche Innenraum im Batschkovo Kloster
Batschkowo-Kloster-Kirche

Die Räume sind mit religiösen Darstellungen und Heiligenfiguren geschmückt.

Batschkovo Kloster Kulturschätze, intensive Fresken
atemberaubende Fresken
Batschkovo Kloster Kulturschätze, buntes Decken-Fresco mit christlichen Darstellungen

Eigentlich fällt es mir schwer, diesen wunderbaren Ort der Spiritualität zu verlassen. Aber wer weiß, vielleicht komme ich eines Tages wieder?

Beim Verlassen des Klosters fällt mir im Ausgangsbereich noch eine besondere Tafel auf. Sie zeigt eine Inschrift in hebräischer Schrift. Die Bulgaren verwenden aber für ihre Sprache die kyrillische Schrift. Was hat das damit zu tun? Dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen. Bei meinen Recherchen stieß ich auf folgende interessante Geschichte über die

Rettung von Juden während der NS-Zeit

1938 wurde der orthodoxe Geistliche Konstantin Markov Konstantinov, genannt Kiril, zum Metropoliten von Plovdiv ernannt. Als Vertreter der Gleichheit aller Menschen setzte er sich entgegen der damaligen Gesetzgebung für den Schutz der Menschen ein. Damit stand er im Gegensatz zu den damals herrschenden Nationalsozialisten, denn Bulgarien kollaborierte mit Nazi-Deutschland und dem Dritten Reich.

alter Baum im Innenhof von Batschkovo Kloster Bulgarien
Jahrhundertealte Bäume im Klosterhof

Im März 1943 bekundete Kiril öffentlich seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinde in Plovdiv. Hintergrund war eine groß angelegte Deportation von etwa 600 jüdischen Menschen. Diese sollte am 10. März stattfinden. Sie wurden verhaftet und in einer jüdischen Schule festgehalten. Kiril wandte sich um Hilfe an den Zaren Boris III. Mit seinen Anhängern ging er zur Schule und verhinderte die Deportation der Juden. Unter anderem drohte Kiril damit, sich selbst auf die Bahngleise zu legen, um die Deportation zu verhindern. Es gelang ihm, die Juden vor dem sicheren Tod zu bewahren. Die verhafteten Juden wurden später freigelassen.

Innenhof mit Bäumen des orthodoxen Batschkovo Klosters Bulgarien

1953 wurde Kiril der erste Patriarch der bulgarisch-orthodoxen Kirche und zugleich Metropolit von Sofia. Kiril starb 1971 in Sofia und wurde im Batschkovo-Kloster beigesetzt. Während des kommunistischen Regimes blieb sein Einsatz für seine jüdischen Mitbürger weitgehend unbeachtet. Erst 2001 wurde er posthum von Israel als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Daran erinnert diese Gedenktafel am Eingang des Klosters.

Anreise zum Kloster Batschkovo, Infos, Tipps

Anreise und Infos: Wie man von der südbulgarischen Kulturhauptstadt Plovdiv zum Kloster im Süden des Landes gelangt, kann man im Artikel „Batschkovo Kloster Bulgarien Ausflugsziel“ nachlesen. Informationen über das Reiseland Bulgarien und die schönsten Reiseziele finden sich auf der offiziellen Tourismus-Website Bulgaria.org.

Mein Tipp: besondere Fresken sind auch in der bulgarischen Hauptstadt Sofia zu bewundern. In der Bojana Kirche, der UNESCO Weltkulturerbestätte, nachzulesen mit Ausflugstipps in meinem Beitrag über die schönsten Sofia Sehenswürdigkeiten.

Text und Fotos „Batschkovo Kloster Bulgarien“, copyright by Sissi Munz

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