Kulturelle Highlights in der südbulgarischen Stadt Plovdiv, von historisch bis trendig.
Ich hatte die Ehre, bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der Kulturhauptstadt 2019 Plovdiv vom 11. bis 13. Januar 2019 dabei zu sein und berichte über die erlebten Highlights. Vorab sei gesagt, dass ich mich auf Veranstaltungen konzentriere, die in den kommenden Monaten noch besucht werden können. Die folgenden Tipps sind also auch für Reisen in die Kulturhauptstadt aktuell.
Plovdiv Kulturhauptstadt 2019, Opening
Nicht vorenthalten möchte ich Euch aber das fulminante Open-Air-Spektakel der Eröffnungsfeier. Das war der absolute Höhepunkt! Eine bombastische Lightshow zu den Klängen bulgarischer Musik und Sänger, begleitet von Tanzperformances im Mix mit elektronischen DJ-Sounds, gipfelte in einem abschließenden Feuerwerk. Zehntausende Besucher waren zu diesem Großereignis angereist. Hinzu kam ein enormes Presse- und Medieninteresse aus dem In- und Ausland.
Plovdiv, Stadt der Diversität und Kultur
Zentrales Thema des Kulturhauptstadtjahres ist die kulturelle und ethnische Vielfalt und das Zusammenleben in Plovdiv. In der Stadt leben orthodoxe Bulgaren, Türken aus der Zeit des ehemaligen Osmanischen Reiches, Armenier, Juden, Roma und andere ethnische Minderheiten. Insbesondere die ethnische Minderheit der Roma soll in das Programm des Kulturhauptstadtjahres einbezogen werden. Sie leben zum Teil in ghettoähnlichen Verhältnissen. Der Stadtteil Stolipinovo ist eine der größten Roma-Siedlungen Europas.
Darüber hinaus sind für 2019 rund 500 Veranstaltungen mit Beteiligung europäischer Kulturschaffender geplant. Darunter sind Festivals, Kunstwochen, Konzerte, eine Ausstellung über die Berliner Mauer sowie eine integrative Inszenierung des antiken Dramas „Medea“. Insgesamt rechnen die Veranstalter für 2019 mit rund zwei Millionen Besuchern.
Art Liberty – Berliner Mauer-Kunst und Street Art Kultur
Eine Open-Air-Kunstausstellung im Herzen der Fußgängerzone auf dem Stefan-Stambolov-Platz, dem Platz vor der Dschumaja-Moschee, zeigt anlässlich des 30. Jahrestages des Falls der Berliner Mauer eine „Travelling Collection“ von Mauerfragmenten mit Street Art. Die Ausstellung wird von einer Reihe von Kunstveranstaltungen und touristischen Spaziergängen begleitet.
Ausstellung Berliner Mauer Exponate vor der Dschumaja Moschee
Ausstellung „Smoke.Tobacco Stories“
In Plovdiv gab es früher eine bedeutende Tabakindustrie. Davon zeugen noch heute die inzwischen stillgelegten Produktionsstätten und Fabrikgebäude. Eines dieser leerstehenden und verfallenen Gebäude wurde renoviert und zum modernen und attraktiven Kultur- und Ausstellungszentrum SKLAD umgebaut. Hier fand die Ausstellung „Smoke.Tobacco Stories“ statt.
Der Tabakanbau und die reiche Tabakkultur haben die Gesellschaft in der Vergangenheit wesentlich geprägt. Seine wirtschaftliche Blütezeit erlebte der Tabakanbau Ende der 1960er Jahre, als das damals sozialistische Land zum Weltexporteur aufstieg. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung von der osmanischen Zeit bis zum Niedergang des Tabakanbaus.
Ausstellung „LISTEN TO US – ARTISTIC INTELLIGENCE“
Werke aus der Art Collection Deutsche Telekom, vom 04. April bis 30. Juni 2019. Die Kulturhauptstadtausstellung ist eine Einladung, den ausgestellten Kunstwerken genau zuzuhören, zumal ihre Aussagen nicht durch Worte und Sprache begrenzt sind. Ihre visuelle Präsenz setzt sich aus Form und Farbe zusammen und wird durch ihre sinnliche und emotionale Kraft formuliert. Mit ihrer ganzen künstlerischen Intelligenz zeigen, umkreisen und beleuchten sie komplexe und oft widersprüchliche Themen gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln.
Der Fall des Eisernen Vorhangs vor 30 Jahren legte den Grundstein für die Überwindung der jahrzehntelangen Teilung in Ost und West, Kapitalismus und Kommunismus, Demokratie und Parteidiktatur. Die über 80 Werke der Ausstellung sind in diesen 30 Jahren entstanden. Sie stammen von über 40 Künstlern, die in den Ländern Osteuropas aufgewachsen sind. Diese Künstler haben den Prozess des gesellschaftlichen Umbruchs in ihren eigenen Biographien und in denen ihrer Eltern und Großeltern miterlebt. Sie sind Zeitzeugen der großen, dramatischen und vielen kleinen Veränderungen, die die Gesellschaft seit der Vertreibung aus dem kommunistischen Paradies erfahren hat. Über die Vergangenheit hinaus lenken die Werke der Ausstellung den Blick auf aktuelle, gesamteuropäische Themen und Fragestellungen. Sie versuchen, die jüngste Geschichte differenzierter zu betrachten, um sich von den Geistern der Vergangenheit zu befreien, die Gegenwart zu verstehen und in die Zukunft zu blicken.
Historische Altstadt der Kulturhauptstadt Plovdiv
Auch die Museen in der historischen Altstadt bieten ständig interessante Ausstellungen. Einen besonders eindrucksvollen Einblick in die bulgarische Kultur erhält man im prächtigen Ethnographischen Museum. Auch ohne die ausgestellten Exponate ist es ein besonders beeindruckendes Bauwerk. (ganzjährig geöffnet).
Ein weiterer Ort für kulturelle Veranstaltungen ist das Balabanov-Haus. Es wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von dem reichen Kaufmann Hadzhi Panayot Lampsha erbaut. Heute trägt es den Namen seines letzten Besitzers, des Kaufmanns Luka Balabanov. Die Dimensionen des Hauses mit seiner dunkelroten Fassade sind beeindruckend! Die bebaute Fläche beträgt 546 Quadratmeter.
Derzeit ist im Erdgeschoss eine Dauerausstellung moderner bulgarischer Kunst zu sehen. Das zweite Stockwerk, das früher als Gästezimmer genutzt wurde, zeichnet sich durch eine für die Zeit der bulgarischen Wiedergeburt“ typische Innenausstattung aus. Im Haus finden verschiedene kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen statt.
Kapana – der neue Trend-Distrikt der Kulturhauptstadt Plovdiv
Im Herzen der Stadt liegt das Viertel KAPANA. Es erstreckt sich in zahlreichen Seitengassen rund um die Fußgängerzone. Hier finden sich moderne Kreativunternehmen und eine bunte Gastronomieszene. Das Projekt „Kapana“ ist auch Teil der Plattform für moderne Kultur, mit der Plovdiv die Initiative „Kulturhauptstadt Europas 2019“ gewonnen hat. Innerhalb kürzester Zeit hat sich Plovdiv zu einem absoluten Trendbezirk entwickelt.
Hier gibt es eine Reihe von jungen Start-Ups, Galerien, Ateliers, Werkstätten, Studios, gemütliche Restaurants und Geschäfte. All diese Orte füllen Kapana mit modernem und kulturellem Inhalt. Hier finden täglich verschiedene Aktivitäten statt und es ist ein beliebter Treffpunkt. Bunte Graffiti und Street Art sind an vielen Häusern und Mauern zu bewundern.
Die Kulturhauptstadt Europas ist eine Initiative der Europäischen Union.
Weiterführende Tipps
Mehr über die historische Altstadt mit viel Flair und die „Must See“ Sehenswürdigkeiten findest du in meinem Artikel über die Plovdiver Altstadt. Wer sich für das kulturreiche Bulgarien interessiert, welche außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten es zu entdecken gibt oder wo die Schätze der sagenumwobenen Thraker zu bestaunen sind, findet in meinen Blogbeiträgen zahlreiche Tipps.
Text und Fotos „Kulturhauptstadt 2019 Plovdiv“ ©Sissi Munz
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Danke für diesen sehr interessanten Artikel! Selber habe ich zwar nicht vor in nächster Zeit dorthin zu fahren, trotzdem finde ich es immer spannend Reiseberichte zu lesen und auch Südosteuropa etwas besser kennenzulernen.
Du hast ja schon einiges von Südosteuropa gesehen, da weißt du schon, dass es dort viel zu entdecken gibt. lg
Sehr gut geschrieben und fotografiert! Bravo!
Die Altstadt von Plovdiv ist mein liebster und gemuetlichster Platz! Vor mehr als 30 Jahren haben wir auch einen Film ueber den Viertel Kapana gemacht, der „Die Mausklappe“ genannt ist, da es sehr schwer war herauszufahren. Er war fast ruiniert und der Staat wollte ihn abrissen. Die bulgarischen Kuenstler – Mahler, Schriftsteller und Filmschaffende haben sehr scharf um die Rettung von Kapana gekaempft. Jetzt, vor ca. 2 Jahren, wurde endlich Kapana renoviert und ist ein sehr gemuetlicher Platz geworden, mit verschiedenen Kulturveranstalltungen in jedem Saison!
Liebe Silvia, herzlichen Dank für dein tolles und interessantes Insider-Wissen! Wird dieser Film über das Kapana Viertel auch in Plovdiv gezeigt? Es wäre sehr spannend zu sehen, wie es vor 30 Jahren ausgesehen hat im Vergleich zu heute? lg Sissi