Kutna Hora Weltkulturerbe in Tschechien

11:58 | | Comments 4

Auf den Spuren des Unesco-Weltkulturerbes, in die Tiefen des Silberbergwerks, zum Mittelalterfest und zu makabren Sehenswürdigkeiten.

*Pressereise* Kutna Hora Tschechien

Eine dreitägige Journalistenreise auf Einladung der Tschechischen Zentrale für Tourismus* führte mich nach Mittelböhmen in der Tschechischen Republik. Die Autofahrt führte von Wien durch eine anmutige, sanft hügelige Landschaft in die Stadt Kutna Hora mit ihren bedeutenden Sehenswürdigkeiten.

Kutna Hora Weltkulturerbe in Tschechien

Schon von weitem waren die spitzen Kuppeln der Kathedrale von Kutna Hora (dt. Kuttenberg) zu sehen, der ersten Station unserer Reise. Es ist eine reizvolle Kleinstadt, die durch ihre besonderen historischen Bauwerke fasziniert. Diese mittelalterliche Stadt ist geheimnisvoll! Bei einem Spaziergang durch die verwinkelten, gepflasterten Gassen stößt man auf Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Gewölbe und unterirdische Keller. Wahre Juwelen gotischer und barocker Baukunst, über deren Geschichte wir von unserem Führer noch mehr erfahren werden.

Kathedrale Kutna Hora - im Herzen Tschechiens
Der Dom ist der heiligen Barbara geweiht und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Reichtum der Silberstadt Kutna Hora

Ein Besuch der Altstadt von Kutna Hora (früher Kuttenberg) ist wie eine Reise ins Mittelalter. Die Bedeutung der Stadt begann im 13. Dank der reichen Silbervorkommen und deren Abbau wuchs der Wohlstand der Stadt und ihrer Bürger rasch an. Dank seines Reichtums wurde Kuttenberg nach Prag zur zweitwichtigsten Stadt des Königreichs Böhmen.

Kutna Hora und sein Mittelalter-Festival
St. Barbara Kathedrale ein Teil des Kutna Hora-Weltkulturerbe

Vom enormen Reichtum der Silberbergleute und der Bewohner Kutna Horas zeugt vor allem ein bedeutendes architektonisches Baujuwel. Imposant und dominant zugleich, von allen Seiten stets im Blickpunkt, erhebt sich der gotischeSt.-Barbara-Dom. Sie ist der Schutzpatronin der Bergleute, der heiligen Barbara, geweiht. Die Kathedrale wurde im 14. und 15. Jahrhundert erbaut. Im Laufe der Epochen wurde er um architektonische Elemente erweitert, vor allem in den Baustilen der Hoch- und Spätgotik und des Barock. Im Inneren ist die Kathedrale mit Wandmalereien prachtvoll ausgestattet.

Gassen einer Altstadt
alte Gassen von Kutna Hora Altstadt

Die Blütezeit der Silberstadt dauerte etwa bis zum Dreißigjährigen Krieg, danach ging sie zurück. Der Silberabbau wurde unrentabel.

In unmittelbarer Nähe der Kathedrale befindet sich ein weiteres Wahrzeichen der Stadt Kutna Hora. Es ist der langgestreckte Gebäudekomplex des barocken Jesuitenkollegs. Das ehemalige Kloster beherbergt heute die Mittelböhmische Galerie sowie modern gestaltete Ausstellungsräume für zeitgenössische Kunst in Tschechien.

Menschen spazieren am Jesuitenkolleg von Kutna Hora vorbei
Kutna Hora Sehenswürdigkeiten: Heiligen-Statuen entlang des Jesuitenkollgegs

Eine Art Brücke, gesäumt von riesigen barocken Heiligenfiguren, verbindet das Kolleg direkt mit der Kathedrale.

Mittelalterfest von Kutna Hora

Am letzten Juniwochenende fand in Kuttenberg (Kutná Hora) ein besonderes mittelalterliches Fest statt. Die „Königliche Versilberung von Kuttenberg“, eine historische Feier, die an die ruhmreichen Traditionen der königlichen Bergbaustadt Kutna Hora erinnert. Ein reichhaltiges Programm mit Ritterturnieren, Falkenvorführungen, mittelalterlichen Theater- und Musikdarbietungen, einem historischen Jahrmarkt mit Ständen für allerlei leibliche Genüsse unterhielt das begeisterte Publikum.

Verkleideter König mit Journalistengruppe
Journalistengruppe auf dem Weg nach Mittelböhmen

Nicht nur die Teilnehmer und Darsteller des zweitägigen Festes waren mittelalterlich gewandet, sondern teilweise auch die Besucher des Spektakels. So hatten wir die Ehre, uns mit dem „König“ (einem Darsteller) fotografieren zu lassen.

Kutna Hora Mittelalter Festival

Höhepunkt war der Festzug des böhmischen Königs Wenzel IV. mit seiner bayerischen Gemahlin, Beamten und Höflingen durch die gotischen Gassen. Am Sonntagvormittag folgte die traditionelle Silbermesse im St. Barbara-Dom. Der Abschluss des Festes am späten Abend mit einem Feuerwerk fiel leider einem heftigen Gewitter zum Opfer. Zum Fest gibt es hier eine Fotogalerie zu den Sehenswürdigkeiten von Kutna Hora. – Die Reise geht weiter.

Am nächsten Tag stand der Besuch des Silberbergbaumuseums auf dem Programm. Zu Beginn gab es eine spannende Einführung in die Entstehung und Entwicklung des Silberbergbaus in Mittelböhmen.

Abenteuer im Silberbergwerk

im Bergwerksstollen von Kutna Hora
Bergwerk Stollen

Wasser tropfte von den Felswänden und man konnte in tiefe Abgründe blicken. Wir zwängten uns durch die engen Felsspalten. Die Teilnehmer unserer Kleingruppe empfanden den Marsch durch die extrem engen Felsspalten als fast grenzwertig. Ich persönlich muss diese Erfahrung kein zweites Mal machen! Als wir zur besseren Veranschaulichung die Stirnlampen ausschalten mussten und für kurze Zeit die beängstigende Dunkelheit und Stille unter Tage eindrucksvoll spürten, war mir endgültig klar, dass ich nicht zum Höhlenforscher tauge!

Besuchergruppe im Bergwerksstollen
Die Stollen und Gänge des Silberbergwerks sind extrem eng.

Dieses Abenteuer hat natürlich eindrucksvoll gezeigt, unter welch unglaublichen Bedingungen die Bergleute damals in den dunklen Tiefen des Berges ihr Leben lang arbeiten mussten. Für uns war es eine Erleichterung und eine Freude, wieder das Tageslicht zu sehen!

Wer die Stollen besichtigen möchte, sollte auf jeden Fall festes Schuhwerk tragen. Kräftigere oder größere Personen werden beim Durchqueren der sehr engen Stollen Schwierigkeiten haben bzw. sollten nicht unter Ängsten oder Panik leiden.

Welscher Hof und Prager Groschen

Der Rundgang führte uns zu einer weiteren Sehenswürdigkeit. Der Welsche Hof war das wirtschaftliche Zentrum im Mittelalter. Hier befand sich die königliche Münzstätte, in der Silbermünzen geprägt wurden. Sie war sozusagen die Zentralbank des ganzen Landes. Später war der Welsche Hof auch Königspalast.

historisches Gebäude in Kutna Hora
Welscher Hof

Das Museum zeigt die Geschichte des Münzwesens, des Silbererzabbaus und der Münzprägung. Hier wurde der berühmte Prager Groschen geprägt. Fast 250 Jahre lang war er eine der stärksten Währungen Europas. In der ersten Hälfte des 18.

Weiter geht es über holpriges Kopfsteinpflaster der alten Gassen, vorbei an alten Bürgerhäusern zum ältesten Dom Mitteleuropas mit herrlichem Blick über die Weinberge zum Dom und Jesuitenkloster.

Kutna Hora im Herzen Tschechiens
Blick auf Dom, Jesuitenkolleg und Weinberge

Auf dem Rundgang kommen wir zum Steinbrunnen, der im 15. Jahrhundert um ein Wasserbecken herum errichtet wurde. In unmittelbarer Nähe ist das Steinhaus zu bewundern. Es ist das schönste erhaltene gotische Bürgerhaus in ganz Tschechien. Weiter geht es zur Pestsäule aus dem frühen 18. Jahrhundert, einem Mahnmal der Pestepidemie (derzeit in Renovierung).

In der Vorstadt – Sedlec

Im Stadtteil Sedlec, der ehemaligen Vorstadt von Kutna Hora, befinden sich einige bedeutende Baudenkmäler. Hier wurde im 12. Jahrhundert das erste Zisterzienserkloster in Böhmen gegründet. Da sich auf dem Klostergelände Silbergruben befanden, profitierte das Kloster auch vom Silberreichtum und wurde zum reichsten Kloster des Landes. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Kloster eine Tabakfabrik.

Auf dem Klostergelände blieben jedoch zwei bemerkenswerte Kirchen erhalten, darunter die Maria Himmelfahrtskirche. Ein großartiger Sakralbau ist diese fünfschiffige Kathedrale. Er wurde im 13. Jahrhundert erbaut und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach umgebaut. Durch die Erweiterungen des berühmten Architekten Santini erhielt die Kathedrale ihr besonderes Gepräge im Stil der Barockgotik. Einzigartig sind die freitragenden Gewölbe und Treppen. Seit 1995 gehört der Kuttenberger Dom zum Unesco-Weltkulturerbe der Tschechischen Republik. Eine weitere Besonderheit und Sehenswürdigkeit ist die hier aufbewahrte Sedlecer Monstranz, eine der ältesten gotischen Monstranzen der Welt.

Sedlecer Beinhaus, die Knochenkirche von Kutna Hora

Zum Abschluss besuchen wir einen ganz besonderen Ort mit einer erstaunlichen Geschichte. Im 13. Jahrhundert brachte ein Abt des Klosters eine Handvoll Erde vom Heiligen Grab in Jerusalem mit und verstreute sie auf dem Friedhof von Sedlec. So wurde dieser mittelböhmische Ort ein Teil des Gelobten Landes. Deshalb wurden hier nicht nur böhmische, sondern auch polnische, bayerische und belgische Menschen begraben, und Tausende von Opfern der Pestepidemien fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

Inmitten des Friedhofs steht die Allerheiligenkirche mit einer Kapelle, in der sich ein Ossarium befindet. Der Friedhof wurde im 15. Jahrhundert aufgelassen. Die exhumierten Gebeine von 40.000 Verstorbenen wurden dort gelagert. Jahrhundert wurden die Gebeine von einem halbblinden Mönch zu Pyramiden aufgeschichtet. Später wurde die gesamte Kapelle von den Wänden bis zur Decke mit den Gebeinen „geschmückt“. Sogar das Wappen der Adelsfamilie Schwarzenberg wurde mit Knochen dargestellt. Dieses „Knochenwerk“ soll an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und an den Tod erinnern.

Als wir von diesem makabren unterirdischen Ort wieder ans Tageslicht kamen, sahen wir eine weitere bizarre Besonderheit. Auf den Kirchturmspitzen glitzerten vergoldete Totenschädel in der Sonne. Mein Eindruck von diesem Knochenkult war eher befremdlich und makaber.- Noch mehr Fotos von dieser Tschechien-Reise findet Ihr hier in der Kutna Hora Foto-Galerie Mittelböhmen.

Kutna Hora Tipps: Restaurant, Hotel

Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in kleinen Pensionen mitten in der Altstadt. In unserer Unterkunft Penzion Barbora hat es mir gut gefallen. Dort kann man auch sehr gut essen. Die Zimmer mit Balkon bieten einen herrlichen Blick auf die nahe gelegene Barbarakathedrale.

Das Restaurant „Dačický„, ist ein bekanntes altböhmisches Restaurant in einem historischen Haus mit einem alten Wirtshaus. Auf der Speisekarte stehen Gerichte mit alten Namen aus der Renaissancezeit. Der Name des Restaurants geht auf den adeligen Schriftsteller Mikuláš Dacický zurück. Von der Speisekarte probierte ich das Gulasch mit Lebkuchenknödeln (sehr deftig und schmackhaft).

Fortsetzung folgt, denn die Reise durch Mittelböhmen geht weiter und führt ins Herz der Weinregion zum Mittelböhmischen Weinherbst in Melnik.

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Infos
Ausführliche Informationen über die Tschechische Republik, die Region Mittelböhmen und ihre Sehenswürdigkeiten finden Sie auf der offiziellen Website der Tschechischen Zentrale für Tourismus.

Text und Fotos „Kutna Hora Tschechien Sehenswürdigkeiten Weltkulturerbe“ ©Sissi Munz

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Comments

  1. Sehr schön! Danke. Grüßen aus Kuttenberg 🙂

  2. silvia sagt:

    Bravo!!!! Sehr schoene Bilder und ingteressante Kommentare!

  3. silvia Vatchkova sagt:

    Schoen! Interessant! BRAVO!

  4. Sieragowska sagt:

    …sehr interessant….super…..
    LG AS

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