Auf den Spuren der Unesco Weltkulturerbe Stätten, in den Tiefen des Silberbergwerks, Besuch des Mittelalter-Festivals und makabre Sehenswürdigkeiten.
*Pressereise* Kutna Hora Tschechien
Eine dreitägige Journalistenreise auf Einladung der Tschechischen Zentrale für Tourismus* brachte mich nach Mittelböhmen in Tschechien. Die Autofahrt führte von Wien ausgehend durch eine anmutige, sanft hügelige Landschaft nach in die Stadt Kutna Hora und ihren bedeutenden Sehenswürdigkeiten.
Kutna Hora Weltkulturerbe in Tschechien
Schon von weitem zu sehen waren die hoch in den Himmel ragenden spitzen Kuppeln der Kathedrale von Kutna Hora (dt. Kuttenberg), der ersten Station unserer Reise. Sie ist eine reizende kleine Stadt und fasziniert durch seine besonderen historischen Bauwerke. Diese mittelalterliche Stadt wirkt geheimnisvoll! Beim Spazieren durch die verwinkelten, gepflasterten Gassen stößt man auf Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Gewölbe und unterirdische Keller. Es sind wahre Schmuckstücke gotischer und barocker Architektur über deren Geschichte wir noch mehr von unserem Guide erfahren sollten.
Reichtum der Silberstadt Kutna Hora
Der Besuch des Altstadtkerns von Kutna Hora (ehem. Kuttenberg) ist wie eine Reise zurück ins Mittelalter. Die Bedeutung dieser Stadt begann im 13. Jahrhundert. Durch den Reichtum an Silber-Vorkommen und seinen Abbau stieg der Wohlstand der Stadt und seiner Bürger rasch an. Dank seinem Reichtum wurde Kuttenberg nach Prag zur zweit bedeutendsten Stadt des Königreiches Böhmen.
Als Beweis dieses enormen Reichtums der Silber-Bergleute und der Bewohner von Kutna Hora steht vor allem ein bedeutendes architektonisches Baujuwel. Imposant und dominant zugleich, von allen Seiten stets im Mittelpunkt, ragt die gotische St. Barbara Kathedrale hervor. Sie ist der Schutzheiligen der Bergleute der Heiligen Barabara gewidmet. Der Dom entstand im 14. und 15. Jahrhundert. Im Laufe der Epochen wurde er mit architektonischen Elementen erweitert, vor allem mit den Baustilen der Hoch- und Spätgotik und Barock. Im Inneren wurde die Kathedrale mit Wandmalereien prächtig ausgestaltet.
Der Wohlstand der Silberstadt hielt etwa bis zum Dreißigjährigen Krieg an und schwand danach. Der Silberabbau rentierte sich nicht mehr.
In unmittelbarer Nähe der Katehdrale befindet sich ein weiteres Wahrzeichen der Stadt. Es ist der langgestreckte Gebäudekomplex des barocken Jesuitenkollegs. Die ehemalige Klosteranlage beherbergt heute die Galerie Mittelböhmens sowie modern gestaltete Ausstellungsräume für zeitgenössische tschechische Kunst.
Als Verbindung vom Kolleg direkt zur Kathedrale hatte man eine Art Brücke geschaffen, die gesäumt ist von riesigen barocken Heiligen-Statuen.
Mittelalterfest von Kutna Hora
Am letzten Juni-Wochende bot sich in Kutna Hora ein besonderes Schauspiel, ein mittelalterliches Fest. Die „Königliche Versilberung von Kuttenberg“, eine historische Feierlichkeit, die an die ruhmreichen Traditionen der königlichen Bergbaustadt Kutna Hora erinnern. Ein umfangreiches Programm wie Ritter-Turniere, Falken Vorführungen, mittelalterliche Theater- und Musikaufführungen, ein historischer Jahrmarkt mit Buden für allerlei leibliche Genüsse unterhielt das begeisterte Publikum.
Nicht nur die Teilnehmer und Darsteller des zwei-tägigen Festes waren in mittelalterlichen Kostümen gekleidet sondern teilweise auch die Besucher des Spektakels selbst. So hatten wir die Ehre, uns gemeinsam mit dem „König“ (ein Schauspieler) fotografieren zu lassen.
Den Höhepunkt bildete der Umzug des böhmischen Königs Wenzel IV. und seiner bayrischen Gemahlin, Beamten und Höflingen durch die gotischen Gassen. Am Sonntag Morgen folgte die traditionelle Silbermesse in der St. Barbara Kathedrale. Der spätabendliche Abschluss des Festes durch ein Feuerwerk fiel dann leider einem heftigen Gewitter zum Opfer. Zum Fest gibt es hier eine Foto-Galerie zu den Kutna Hora Sehenswürdigkeiten. – Weiter geht die Reise durch
Am folgenden Tag stand der Besuch des Silber-Bergbau Museums auf dem Plan. Eingangs wurde uns eine spannende Einführung über die Entstehung und Entwicklung des Silberbergbaus in Mittelböhmen geboten.
Abenteuer im Silberbergwerk
Von den Felswänden tropfte das Wasser und man konnte in tiefe Abgründe hinunterblicken. Wir zwängten uns den Weg zwischen den engen Felsspalten entlang. Die Teilnehmer unserer kleinen Gruppen fanden den Marsch durch die extrem engen Felsspalten fast grenzwertig. Ich persönlich muss diese Erfahrung kein zweites mal machen! Als wir zur besseren Veranschaulichung die Stirnlampen ausmachen sollten und wir für kurze Zeit eindrucksvoll die unterirdische beängstigende Finsternis und Stille zu spüren bekamen, war mir endgültig klar, dass ich mich nicht zum Höhlenforscher eigne!
Dieses Abenteuer hat natürlich eindrucksvoll gezeigt, unter welchen unglaublichen Bedingungen die Bergarbeiter damals in den dunklen Bergtiefen ihr Leben lang arbeiten mussten. Für uns war es erleichternd und schön, wieder das Tageslicht erblicken zu können!
Wer diese Stollen besuchen möchte, sollte jedenfalls mit festem Schuhwerk unterwegs sein. Kräftigere oder große Personen werden beim Durchgehen der sehr engen Stollen auf Schwierigkeiten stoßen bzw. sollte man auch nicht unter Ängsten oder Paniken leiden.
Welscher Hof und Prager Groschen
Die Besichtigungs-Tour führte uns zu einer weiteren Sehenswürdigkeit. Der Welsche Hof war das wirtschaftliche Zentrum im Mittelalter. Hier befand sich die königlische Münzstätte, wo die Silbermünzen geprägt wurden. Es war sozusagen die Zentralbank des ganzen Landes. Später war der Welsche Hof auch königlicher Palast.
Im Museum erfährt man über die Geschichte des Münzwesens, die Gewinnung von Silbererz und die Prägung von Münzen. Hier wurde der berühmte Prager Groschen gepägt. Fast 250 Jahre lang gehörte er zu den stärksten Währungen in Europa. In der ersten Hälfte des 18. Jhdt. wurde die Münzstätte aufgelöst.
Der Spaziergang führt uns weiter über die holprigen Pflastersteine der alten Gassen, vorbei an alten Bürgerhäusern zur ältesten Kathedrale in Mitteleuropa mit herrlichem Blick über die Weinberge zur Kathedrale und das Jesuitenkloster.
Beim Rundgang kommen wir zum Steinbrunnen, der im 15. Jhdt. um ein Wasserbecken gebaut wurde. In unmittelbarer Nähe gibt’s noch das Steinerne Haus zu bewundern. Es ist das schönste erhalten gebliebene, gotisches Bürgerhaus in ganz Tschechien. Weiter spazieren wir zur Pestsäule aus dem Beginn des 18. Jhdts., ein Mahnmal der Pestepidemie (derzeit unter Renovierung).
In der Vorstadt – Sedlec
Einige bedeutende historische Bauwerke liegen im Stadtteil Sedlec, der früheren Vorstadt von Kutna Hora. Hier wurde im 12. Jhrdt. das erste Zisterzienserkloster in Böhmen gegründet. Da die Silber-Bergwerke sich auf den Grundstücken des Klosters befanden, profitierte es ebenfalls vom Silber-Reichtum und wurde zum reichsten Kloster des Landes. Aus dem Konvent wurde Anfang des 19. Jahrdts. eine Tabakfabrik.
Auf dem Kloster-Areal blieben jedoch zwei beachtenswerte Kirchen erhalten, wie die Maria Himmelfahrts Kirche. Ein großartiges Sakralbauwerk ist diese fünfschiffige Kathedrale. Sie wurde im 13. Jhdt erbaut und in den späteren Jahrhunderten erneuert. Durch die Erweiterungen des berühmten Architekten Santini erhielt der Dom seine besondere Prägung im Stile der Barockgotik. Einzigartig sind selbsttragende Gewölbe und Treppen. Seit 1995 zählt der Dom von Kutna Hora zum Unesco Weltkulturerbe Tschechiens. Eine weitere Besonderheit und Sehenswürdigkeit ist die dort aufbewahrte Sedlecer Monstranz, eine der ältesten gotischen Monstranzen der Welt.
Sedlecer Beinhaus, die Knochenkirche von Kutna Hora
Zum Abschluß besuchen wir noch einen Ort der ganz besonderen Art mit erstaunlicher Geschichte. Im 13. Jhdt brachte ein Abt des Klosters eine Hand voll Erde vom Heiligen Grab in Jerusalem mit, die er über den Friedhof von Sedlec verstreute. Somit wurde dieser Ort in Mittelböhmen zum Bestandteil des Gelobten Landes. Aus dem Grund wurde hier nicht nur aus Böhmen, sondern auch aus Polen, Bayern und Belgien begraben und Tausende Menschen, die Opfer der Pestepidemien wurden, fanden hier ihre Ruhestätte.
Inmitten dieses Friedhofs steht die Allerheiligenkirche mit einer Kapelle, in der sich ein Ossarium befindet. Der Friedhof wurde im 15. Jhdt. aufgelassen. Die exhumierten Knochen von 40.000 Verstorbenen waren dort gelagert. Im 16. Jhdt. wurden dann die Knochen von einem halbblinden Mönch zu Pyramiden gestapelt. Später wurde mit den Gebeinen die komplette Kapelle, von den Wänden bis zur Decke, „dekoriert“. Sogar das Wappen der Adels-Familie Schwarzenberg wurde mit Knochen dargestellt. Dieses „Knochenwerk“ soll entstanden sein, um an die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und den Tod zu erinnern.
Von diesem makabren unterirdischen Ort wieder ans Tageslicht zurück gekehrt, erblickten wir eine weitere bizarre Besonderheit. In der Sonne funkelten auf den Kirchturmspitzen vergoldete Totenschädel-Abbildungen. Mein Eindruck von diesem Gebeine-Kult war eher befremdlich und makaber.- Noch mehr Fotos zu dieser Tschechien Reise findet ihr hier in der Kutna Hora Foto-Galerie Mittelböhmen.
Kutna Hora Tipps: Restaurant, Hotel
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in den kleinen Pensionen inmitten des alten Stadtkerns. Mir gefiel es in unserer Unterkunft „Penzion Barbora„. Man kann dort auch sehr gut essen. Die Zimmer mit Balkon bieten einen großartigen Blick auf die ganz nah liegende St. Barbara Kathedrale.
Restaurant „Dačický„, ist ein berühmtes altböhmisches Restaurant in einem historischen Haus mit einer alten Schenke. Die Speisekarte bietet Gerichte mit altertümlichen Namen aus der Renaissance Zeit. Der Name des Restaurants ist auf den adeligen Schriftsteller Mikuláš Dacický zurück zu führen. Ich probierte aus der Speisekarte das Gulasch mit Lebkuchenknödel (sehr deftig und geschmacks-intensiv).
Fortsetzung folgt, denn die Reise durch Mittelböhmen geht noch weiter und führt in das Herz der Weinregion zum Weinherbst nach Mittelböhmen in Melnik.
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Infos
Genaue Informationen zum Reiseland Tschechien und die Region Mittelböhmen gibt es auf der offiziellen website Tschechische Zentrale für Tourismus
Text und Fotos „Kutna Hora Tschechien Sehenswürdigkeiten Weltkulturerbe“ ©Sissi Munz
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Sehr schön! Danke. Grüßen aus Kuttenberg 🙂
Bravo!!!! Sehr schoene Bilder und ingteressante Kommentare!
Schoen! Interessant! BRAVO!
…sehr interessant….super…..
LG AS