Plovdiv Altstadt, Zu Gast im Hindliyan House

11:33 | | Comments 2

Homestory in einem der schönsten Altstadthäuser

Plovdiv Altstadthäuser: Hindliyan House

Meine Reise führte mich in die Kulturhauptstadt Plovdiv 2019. Die Stadt im Süden Bulgariens hatte ich schon mehrfach besucht. Von Anfang an hat sie mich fasziniert! Was kaum jemand weiß: Plovdiv ist die älteste ununterbrochen besiedelte Stadt Europas. So trifft man hier auf eine 7000 Jahre alte Kultur und die beeindruckenden Spuren, die sie hinterlassen hat.

Zufallsbegegnung mit einem Fan

Aber diesmal möchte ich von meinem ganz persönlichen Erlebnis erzählen. Es ist eine zufällige Geschichte, die mich auf sehr emotionale Weise mit Plovdiv verbindet. Es ist eine Geschichte zwischen mir, einer Reise- und Kulturbloggerin, einer Blog-Followerin und einem besonderen Haus in der bezaubernden Altstadt von Plovdiv.

Plovdiv Altstadt bei Nacht

Auf Einladung des Kulturhauptstadtkomitees Plovdiv2019 hatte ich die Gelegenheit, die Opernaufführung AIDA im imposanten römischen Amphitheater zu besuchen. Das römische Theater war einst für etwa 7000 Zuschauer gebaut worden. Heute finden bei Aufführungen immerhin noch rund 4.000 Zuschauer auf den steinernen Rängen Platz.

Opernaufführung im Amphitheater Plovdiv

Der Andrang des Publikums war groß! Ich suchte gerade meinen Platz, als mich eine Frau ansprach:

Ich kenne Sie, ich kenne ihren Blog und ich folge ihm begeistert. Ich bin ein Fan von Ihrem Blog!

Es war schwer zu glauben, dass eine fremde Person mich als Bloggerin in Bulgarien kannte, und das unter Tausenden von Menschen!

zwei lachende Frauen

Zufall Nummer 2

Ich war perplex und überwältigt von dieser Situation, genau wie Mariya, mein wunderbarer bulgarischer Fan! Wir beide strahlten vor Begeisterung, uns nun live außerhalb des Internet-Universums zu treffen. Das Schicksal hat uns aus irgendeinem Grund tausende Kilometer von meiner Heimatstadt Wien entfernt in Plovdiv zusammengeführt. Wir umarmten uns herzlich und jeder ging seiner Wege.

Am nächsten Tag ging ich zum Mittagessen in ein schönes Restaurant in der Altstadt. Man glaubt es kaum, wen ich dort wieder zufällig traf? Es war mein lieber Fan Mariya, die mit einer kleinen deutschen Reisegruppe ebenfalls dort zu Gast war. Wieder so ein unerwartetes Treffen, unglaublich! Wir freuten uns sehr über dieses Wiedersehen. Der Reiseveranstalter, der zur Reisegruppe gehörte, hörte von unserer tollen Geschichte und war fasziniert. Er wollte mich auch kennen lernen und wir tauschten unsere Kontakte aus. Mariya schlug mir vor, sie vor meiner Heimreise im „Hindliyan House“ (eine der Sehenswürdigkeiten) in der Altstadt zu besuchen.

Das Hindliyan House in der Plovdiv Altstadt

Dieser netten Einladung bin ich am nächsten Tag gefolgt. Es war ein strahlender Sonntag. Ich schlenderte durch die Altstadt mit ihren buckligen Kopfsteinpflastergassen und den wunderschön restaurierten Häusern aus der Blütezeit Bulgariens. Diese Architektur der „bulgarischen Wiedergeburt“ macht die Altstadt von Plovdiv einfach einzigartig! – Schon stand ich vor dem Haus, in dem Mariya als Kuratorin arbeitet, dem Museum Hindliyan House.

schönes blaues Haus mit braunen Fenstern in Plovdiv, Hindliyan House

Ich betrat den Innenhof. Ich stand vor einem der schönsten traditionellen Häuser der Altstadt von Plovdiv. Ein farbenfrohes Haus mit leuchtend blauer Fassade, weißen Ornamenten und dunklen Holzfenstern.

schöne blaue Hausfassade mit braunen Fenstern in Bulgarien

Mariya empfing mich herzlich und bat mich herein. Bei einem Kaffee erfuhr ich von ihr als Kuratorin mehr über dieses besondere Haus. Es ist als Museum für Besucher geöffnet und es finden Sonderausstellungen statt.

Besichtigungsmöglichkeit und Öffnungszeiten Museum Hindliyan House von 09:00 – 17:00, Adresse: ul. Artin Gidikov 4. Infos Old Plovdiv.

Eine Familien Geschichte für die Plovdiv Homestory

Das Hindliyan House gehörte einst Stepan Hindliyan, einem reichen armenischen Kaufmann, der es mit seiner Familie bewohnte. Er war durch den Handel mit Seide und Gewürzen zwischen Indien und Bulgarien sehr reich geworden. Der Name Hindliyan stammt von der armenischen Bezeichnung für Indien. In den Jahren 1835 bis 1840 ließ er für sich und seine Familie ein stattliches Haus, das „Hindliyan House“, errichten. Inspiriert von seinen zahlreichen Reisen, ließ er die Innenräume äußerst phantasievoll, dekorativ und farbenfroh gestalten.

Hindliyan House, prachtvoller Salon im Stil der bulgarischen Wiedergeburt

Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog er mit seiner Familie in die Hauptstadt Sofia. Es war die Zeit des großen Völkermordes an der armenischen Minderheit im Nachbarland Türkei. Der reiche Kaufmann und seine Familie waren sozial eingestellt, denn die Söhne vermachten das schöne Haus armenischen Flüchtlingen. Mehr als 60 Armenier sollen in dem Haus gelebt haben. Die Armut dieser Flüchtlinge hat das Haus im Laufe der Jahre ruiniert. Es verfiel völlig.

Das Hindliyan House könnte ungefähr so ausgesehen haben wie diese Ruine in der Altstadt auf dem Bild, die noch auf ihre Restaurierung wartet.

alte Haus Ruine verfallend

Erst viel später, 1969, übernahm die Stadt das baufällige Hindliyan House. Die Flüchtlinge wurden dort untergebracht. Auf Initiative des damaligen Bürgermeisters wurde 1974 mit der Renovierung des Hauses begonnen. Im Rahmen eines Sanierungsprojektes wurden viele Häuser in der Altstadt von Plovdiv restauriert, um sie zu erhalten. In aufwendiger Restaurierungsarbeit wurde versucht, den ursprünglichen Zustand des Hauses in der Tradition der Architektur aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt wiederherzustellen. Heute ist es ein architektonisches Juwel!

Das Ergebnis ist beeindruckend, wenn man sich den ursprünglichen Zustand der Bauruine vor Augen führt! In den 1980er Jahren wurde das Hindliyan House schließlich als Museum eröffnet.

rote Sitzgruppe mit alten Möbeln

Kaffee im Salon

Mariya führte mich als Gastgeberin durch die Räumlichkeiten des Hindliyan House. Ich staunte über die prächtig ausgestatteten Salons, die den Wohlstand des Bürgertums und der intellektuellen Gesellschaft vergangener Zeiten widerspiegeln. Es handelt sich nicht mehr um die originale Ausstattung des ursprünglichen Haushaltes, denn dieser ist verschwunden. Aber in mühevoller Kleinarbeit wurde in halb Europa das zur Zeit passende Mobiliar zusammengetragen und für die Inneneinrichtung dieses Hauses erworben. Holzvertäfelungen, farbenfrohe Ornamente und prächtige Decken wurden in heimischer Handwerkskunst rekonstruiert.

altes Schlafzimmer mit Bett im Hindliyan House

Ich durfte an einem der Salontische Platz nehmen und Kaffee trinken. Wie früher vielleicht die Dame des Hauses ihre Gäste empfing, so empfing mich Mariya. In diesem Ambiente fühlte ich mich sehr wohl und für einen Moment stand die Zeit für mich still.

Homestory Frauen beim Kaffeetrinken

Es war wohl die zufällige und glückliche Begegnung mit meinem Blog-Fan Mariya, die mich in dieses Haus führte.

zwei Frauen an einem Tisch sitzend vor blauem Haus

Vielen Dank liebe Mariya für diese besondere ‚Plovdiv Homestory‘ und Deine Gastfreundschaft! Auf Wiedersehen im wunderschönen Plovdiv, einer Stadt mit viel Flair und Kultur.

Zur Person von Mariya Koleva: sie hat Politikwissenschaft in Deutschland studiert. Sie war Kuratorin des Hindliyan Hauses und diplomierte deutsch-sprechende Fremdenführerin in Plovdiv. Wer gerne von ihr fachkundig durch die Altstadt geführt werden möchte, hier ihre Mail-Adresse: maria_simitchieva@yahoo.com

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Text und Fotos Plovdiv Altstadthäuser, Hindliyan House, Copyright Sissi Munz

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Comments

  1. Anna sagt:

    Ein tolles und unvergessliches Treffen in einer wunderschönen Stadt.
    Um es immer mehr solches Treffen, ich wünsche Dir.
    LG AS

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