Homestory in einem der schönsten Häuser
Plovdiv Altstadt Hindliyan House
Meine Reise führte mich in die Kulturhauptstadt Plovdiv 2019. Schon mehrmals hatte ich diese Stadt im südlichen Bulgarien besucht. Sie hat mich von Anfang an fasziniert! Was wohl kaum jemand weiß, Plovdiv ist die älteste durchgehend besiedelte Stadt in ganz Europa. So stößt man hier auf 7000 Jahre alte Kultur und die eindrucksvollen Spuren, die sie hinterlassen hat.
Zufallsbegegnung mit einem Fan
Diesmal möchte ich aber von meinem ganz persönlichen Erlebnis erzählen. Es ist eine Zufallsgeschichte, die mich auf eine ganz emotionale Art und Weise mit Plovdiv verbindet. Es ist die Geschichte zwischen mir, der Reise-Kultur-Bloggerin, einem weiblichen Blog-Follower und einem besonderen Haus in der zauberhaften Altstadt von Plovdiv.
Anläßlich einer Einladung vom Kulturhauptstadt-Kommittee Plovdiv2019 hatte ich die Gelegenheit, die Opern-Aufführung AIDA im imposanten römischen Amphitheater zu besuchen. Das römische Theater war einst für ca. 7000 Zuseher gebaut worden. Heutzutage finden bei Aufführungen immerhin noch ca. 4000 Menschen auf den Stufen der steinernen Rängen Platz.
Der Andrang des Publikums war für diesen finalen Opern-Event groß! Gerade war ich dabei meinen Platz zu suchen, als plötzlich eine Frau vor mich trat und mich ansprach:
Ich kenne Sie, ich kenne ihren Blog und ich folge ihm begeistert. Ich bin ein Fan von Ihrem Blog!
Es war kaum zu glauben, dass eine fremde Person mich in Bulgarien als Bloggerin kannte und das auch noch unter tausenden von Menschen!
Zufall Nummer 2
Ich war perplex und überwältigt von dieser Situation, genauso wie Mariya, mein wunderbarer bulgarischer Fan! Beide strahlten wir vor Begeisterung uns nun außerhalb des Internet-Universums live kennenzulernen. Das Schicksal hat uns, aus irgendeinem Grund tausende von Kilometern von meiner Heimatstadt Wien entfernt, in Plovdiv zusammen gebracht. Wir tauschten freudig unsere Kontakte, umarmten uns herzlich und jeder ging seiner Wege.
Am nächsten Tag besuchte ich ein schönes Restaurant in der Altstadt zum Mitttagessen. Man möchte es nicht glauben, wem begegnete ich dort wieder rein zufällig? Es war mein lieber Fan Mariya, die mit einer kleinen deutschen Reisegruppe ebenfalls dort zu Gast war. Nochmals so eine unvorhergesehene Begegnung, unglaublich! Wir freuten uns über dieses neuerliche Aufeinandertreffen. Der zur Reisegruppe gehörende Reise-Veranstalter bekam unsere tolle Geschichte mit und war davon fasziniert. Er wollte ebenfalls meine Bekanntschaft machen und auch wir tauschten unsere Kontakte. Mariya schlug mir vor, sie doch vor meiner Heimreise noch im „Hindliyan House“ (eines der Sehenswürdigkeiten) in der Altstadt zu besuchen.
Das Hindliyan House in der Plovdiv Altstadt
Dieser netten Einladung folgte ich am nächsten Tag. Es war ein strahlend schöner Sonntag. Ich spazierte in die Altstadt, die buckelig-gepflasterten Gassen entlang, mit all den wundervoll restaurierten Häusern aus Bulgariens Blütezeit. Diese Architektur der „Bulgarischen Wiedergeburt“ macht Plovdivs Altstadt einfach einzigartig! – Schon stand ich vor dem Haus, in dem Mariya als Kuratorin tätig ist, dem Museum Hindliyan House.
Ich trat ein in den Innenhof. Da stand ich nun vor einem der prachtvollsten traditionellen Häuser der Plovdiver Altstadt. Ein farbenprächtiges Haus mit strahlend-blauer Fassade, weißen Ornamenten und dunklen Holzfenstern.
Mariya empfing mich herzlichst und bat mich einzutreten. Bei einem Kaffee erfuhr ich von ihr als Kuratorin mehr über dieses besondere Haus. Es steht Besuchern als Museum offen und es werden dort Sonderausstellungen veranstaltet.
Besichtigungsmöglichkeit und Öffnungszeiten Museum Hindliyan House von 09:00 – 17:00, Adresse: ul. Artin Gidikov 4. Infos Old Plovdiv.
Eine Familien Geschichte für die Plovdiv Homestory
Das Hindliyan House gehörte einst Stepan Hindliyan, einem reichen armenischen Kaufmann, der es mit seiner Familie bewohnte. Er war durch den Handel mit Seide und Gewürzen zwischen Indien und Bulgarien sehr wohlhabend geworden. Der Name Hindliyan stammt von der armenischen Bezeichnung in Bezug auf Indien. Er ließ in den Jahren zwischen 1835 – 1840 ein stattliches Haus, das sogenannte „Hindliyan House“ für sich und seine Familie erbauen. Von seinen zahlreichen Reisen inspiriert, ließ er die Innenausstattung äußerst fantasievoll-dekorativ gestalten und farbig geschmackvoll ausstatten.
Vor Beginn des 1. Weltkriegs zog er mit seiner Familie in die Hauptstadt Sofia. Es war die Zeit, als es im Nachbarland der Türkei zum großen Genozid der armenischen Minderheit kam. Der reiche Kaufmann und seine Familie waren sozial eingestellte Menschen, denn die Söhne vermachten das schöne Haus armenischen Flüchtlingen. Mehr als 60 Armenier sollen in diesem Haus gelebt haben. Durch die Armut dieser Flüchtlinge wurde das Haus in Laufe der Jahre ruiniert. Es verkam vollkommen.
Das Hindliyan House könnte vergleichsweise etwa so wie diese Altstadt-Ruine auf dem Bild ausgesehen haben – dieses wartet noch auf seine Sanierung.
Erst viel später im Jahre 1969 übernahm die Stadt das runtergekommene Hindliyan House. Die Flüchtlinge erhielten Wohnungen. Durch die Initiative des damaligen Bürgermeisters begann man 1974 das Haus zu renovieren. Mit einem Sanierungsprojekt wurden viele der Altstadthäuser von Plovdiv restauriert um sie weiter zu erhalten. In aufwendiger Restaurierungsarbeit hat man versucht, den ursprünglichen Zustand des Hauses in der Tradition der Architektur aus der Epoche der Bulgarischen Wiedergeburt wieder herzustellen. Heute ist es ein architektonisches Schmuckstück!
Das Ergebnis ist beeindruckend, wenn man erahnt wie der Zustand der einstigen Bau-Ruine ursprünglich doch war! In den 1980er Jahren wurde das Hindliyan House schließlich als Museum eröffnet.
Kaffee im Salon
Mariya führte mich als Gastgeberin durch die Räumlichkeiten des Hindliyan House. Ich staunte über die prächtig ausgestatteten Salons, die den Wohlstand des einstigen Bürgertums und der intellektuellen Gesellschaft widerspiegelt. Es ist nicht mehr die Original-Ausstattung des ursprünglichen Hausstandes, denn dieser war verschwunden. Aber in minutiöser Kleinstarbeit hat man das zur Zeit passende Mobiliar in halb Europa zusammen gesucht und als Inneneinrichtung für dieses Haus erstanden. Die Holzarbeiten an den Paneelen, die farbenprächtigen Ornamente und die wundervollen Decken hat man in heimischer Handwerkskunst rekonstruiert.
Ich durfte an einem der Salon-Tische zum Kaffee Platz nehmen. So wie vielleicht einst die Dame des Hauses ihre Gäste empfing, bewirtete mich Mariya. Ich fühlte mich ausgesprochen wohl in diesem Ambiente und für eine Weile war die Zeit für mich stehen geblieben.
Es musste wohl so sein, dass mich die zufällige und glückliche Begegnung mit meinem Blog-Fan Mariya in dieses Haus führte.
Vielen Dank liebe Mariya für diese besondere ‚Plovdiv Homestory‘ und deine Gastfreundschaft! Auf ein Wiedersehen im wundervollen Plovdiv, einer Stadt mit viel Flair und Kultur.
Zur Person von Mariya Koleva: sie hat Politikwissenschaft in Deutschland studiert. Sie war Kuratorin des Hindliyan Hauses und diplomierte deutsch-sprechende Fremdenführerin in Plovdiv. Wer gerne von ihr fachkundig durch die Altstadt geführt werden möchte, hier ihre Mail-Adresse: maria_simitchieva@yahoo.com
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Text und Fotos Plovdiv Altstadt Hindliyan House, Copyright Sissi Munz
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Ein tolles und unvergessliches Treffen in einer wunderschönen Stadt.
Um es immer mehr solches Treffen, ich wünsche Dir.
LG AS